ESPENHOF- HÄUFIG GESTELLTE FRAGEN (FAQ)

Hans + Fabio

Espenhof – Wir leben Vielfalt!

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Gemeinsames Projekt der Stiftung für Alterswohnungen der Stadt Zürich (SAW), der Gesundheitszentren für das Alter (GFA) und queerAltern (qA). 

Warum kam der queere Lebensort nicht über den freien Immobilienmarkt zustande?
Dem Vorstand war von Beginn weg bewusst, dass es äusserst schwierig sein wird, auf dem hart umkämpften Immobilienmarkt der Stadt Zürich eine Liegenschaft in der gewünschten Grösse und zu vernünftigen Konditionen zu finden. Seit 2014 hat qA rund 20 Projekte geprüft. Verhandlungen mit institutionellen Investoren und Immobilienfirmen standen zum Teil kurz vor dem Abschluss, scheiterten letztlich aber meist an den Renditevorstellungen. qA hat nie angestrebt, Luxuswohnungen anzubieten und suchte deshalb auch, Kooperationen mit mehreren Wohnbaugenossenschaften einzugehen. Diese hatten allerdings entweder keine geeigneten Objekte oder es entspricht nicht ihren Statuten, einer klar definierten Gemeinschaft die von qA gewünschte Anzahl Wohnungen zur Verfügung zu stellen.

Warum arbeitet qA mit der Stadt zusammen?
2018 führte qA Gespräche mit den Bauträgern der künftigen Überbauung des Koch-Quartiers, das der Stadt gehört. Die Genossenschaften Kraftwerk1 und ABZ nahmen Ideen von qA auf, doch sahen sie ihrerseits keinen Bedarf, qA in ihrem Wohnkonzept zu integrieren. qA erfuhr, dass die Stadt den Bauträgern bereits die Auflage gemacht hatte, im Baufeld C rund ein Viertel der Wohnungen in Kooperation mit der Stiftung «Wohnen für kinderreiche Familien» zu erstellen. Dies inspirierte qA, auf die Stadt zuzugehen, um bei einem späteren Projekt eine ähnliche Auflage zu erwirken. Den politischen Weg einzuschlagen, war somit die Folge. Im Dezember 2018 kam es zu einem ersten Treffen von qA mit Vertreter:innen des Gesundheits- und Umweltdepartementes (GUD), von SAW, Pflegezentren und den Alterszentren (Pflegezentren und Alterszentren wurden inzwischen unter dem Namen Gesundheitszentren für das Alter, GFA, fusioniert). Fast zeitgleich übernahm Stadtrat Andreas Hauri das GUD und verkündete, dass er das Alterswesen der Stadt auf die Basis eines neuen Alterskonzepts stellen wolle: für das Herzensprojekt von queerAltern eine ideale Ausgangslage. Während Monaten wurde in gemeinsamen Gesprächen nach einer für alle Seiten optimalen Lösung gesucht. Am 23. Juni 2020 wurde das neue Alterskonzept 2035 erstmal der Öffentlichkeit vorgestellt, am 7. Juli 2020 das gemeinsame Projekt von SAW, GFA und qA: «Espenhof – Wir leben Vielfalt!».

Weshalb kooperiert die Stadt bei diesem Projekt ausgerechnet mit qA und nicht mit einem anderen (queeren) Verein?
Für die Stadt ist der Verein qA ein glaubwürdiger und verlässlicher Partner und für uns eine Anerkennung unserer Tätigkeiten. Das kommt nicht von ungefähr: qA hat  seit Jahren klare, professionelle und zeitgemässe Vorstellungen von einem queeren Lebensort und wird beraten von einem wissenschaftlichen Beirat. Zudem betreibt qA ebenso konsequente Öffentlichkeitsarbeit – u.a. mit Kultur-Events und andern Veranstaltungen, Vereinsanlässen, Newslettern, Medienartikeln, Social Media u.a. – und ist stark vernetzt mit andern queeren Organisationen. Dank all dieser Massnahmen sowie Networking hat sich qA seinen hervorragenden Ruf erarbeitet. Geholfen hat auch, dass mehrere Gemeinderät:innen, die zum Teil selbst qA-Mitglieder sind, Verein und Zielsetzung unterstützen. Ausserdem ist qA am Wachsen: Mit Stand Januar 2023 sind es rund 450 Mitglieder. Weitere 530 Menschen verfolgen die Aktivitäten von qA über den Newsletter, und auf Facebook hat qA über 5000 Followers.

Liefert sich qA nun der Stadt aus?
In der Absichtserklärung zwischen SAW, GFA und qA wird festgehalten, dass alle drei Partner:innen auf Augenhöhe Mitspracherecht bei der Entwicklung des Espenhofs haben. Aus diesem Grund werden die drei Partner:innen einen Steuerungsausschuss gründen, um die drei zu gründenden Ausschüsse «Betrieb», «Verträge» und »Bau» zu leiten und zu koordinieren. In jedem Ausschuss wird mindestens ein:e Vertreter:in des qA-Vorstands oder des erweiterten Vorstands Einsitz nehmen. Eine der Aufgaben von qA wird es sein, die Ausschüsse auf die spezifischen Bedürfnisse und Biografien von queeren Menschen zu sensibilisieren und entsprechende Massnahmen zu erwirken. In den bereits gemachten Erfahrungen können wir mit gutem Gewissen sagen, dass wir mit unseren Ideen sehr ernst genommen werden. Mit unseren Einwänden und Anregungen hat qA bereits im Vorfeld viel erreicht, u.a. die Integration der drei Pflegewohngruppen im selben Haus.

Wird im Espenhof nun ein queeres Ghetto entstehen?
Ganz bestimmt nicht. Wir wollen uns nicht abschotten, sondern uns gegenseitig unterstützen. «Espenhof – wir leben Vielfalt!» ist nur ein Haus einer Siedlung mit mehreren Häusern, integriert in ein Wohnquartier in der Nähe der Stadtgärtnerei in Zürich-Albisrieden. qA wird in den Begegnungsräumen des Espenhofs auch Veranstaltungen organisieren, an denen alle Interessierten teilnehmen können. Unser Ziel ist, mit dem gesamten Quartier einen vielfältigen Austausch zu pflegen. Dazu  werden wir laufend Ideen entwickeln. Wir wollen uns schon vor Bezug des queeren Lebensortes möglichst breit vernetzen.

Warum hat qA nicht vor der Medienkonferenz vom 7. Juli 2020 über den Espenhof informiert und die Mitglieder nicht mitbestimmen lassen?
Wir haben ab Anfang 2019 informiert, dass wir bei der Immobiliensuche auf dem privaten Markt immer wieder gescheitert sind und deshalb den politischen Weg für einen queeren Lebensort einschlagen und Gespräche mit der Stadt aufgenommen haben. Im Januar 2019 veranstalteten wir vor dem Rathaus eine Demonstration mit gegen 100 queeren Menschen, unterstützt von allen queeren Organisationen unter dem Motto «Aktion Sichtbar». Damit zeigten wir, dass es uns ernst ist mit unseren Forderungen nach einem queeren Lebensort. Zugleich unterstützten wir damit die Politiker:innen, die drei Petitionen zu Gunsten von queeren alten Menschen einreichten. An unserer GV vom März 2019 haben wir ebenfalls über den politischen Weg gesprochen. Parallel dazu informierten wir in unseren Newslettern, dass wir mit den relevanten Stadtbehörden in Kontakt stehen, und auch mit den Mitgliedern des Gemeinderats, welche die Petitionen eingereicht haben. Unsere Mitglieder haben uns dabei stets unterstützt. Die Inhalte der zahlreichen Detailgespräche mussten bis zur Medienkonferenz Espenhof am 7. Juli 2020 von allen drei Kooperationspartner:innen vertraulich behandelt werden. Vorstand und erweiterter Vorstand waren immer über alle Schritte informiert.

Wer wählt die Mieter:innen aus?
Vermieterin ist die SAW. Für die Besetzung der Wohnungen gelten die Richtlinien von SAW. Der Ausschuss «Verträge» wird zudem Richtlinien für die Auswahl der queeren Mieter*innen erarbeiten. qA, als einer der drei Kooperationspartner*innen mit Mitspracherecht, wird wiederum unsere Anliegen einbringen. Übrigens hat die Erfahrung gezeigt, dass allen drei Parteien die angepriesene Vielfalt «Espenhof – Wir leben Vielfalt!» ein zentrales Anliegen ist.

Wie wird die Selbstdeklaration von queeren Menschen überprüft?
Es ist nicht anzunehmen, dass sich jemand von der Mehrheitsgesellschaft als queerer Mensch ausgibt.

Wunschvorstellung von qA war es, im Lebensort qA auch Wohnraum zu bieten für queere Flüchtlinge, jüngere queere Menschen und Freund:innen von qA-Mitgliedern. Warum wird dies im Espenhof nicht möglich sein?
Um überhaupt zu einem queeren Lebensort zu kommen, musste qA wenige Abstriche ihrer Idealvorstellungen machen. Doch die Vorteile überwiegen. Im «Espenhof – Wir leben Vielfalt!» wird es dank dem Engagement von qA und dem Entgegenkommen von SAW und GFA zum ersten Mal in einer SAW-Liegenschaft zu einem durchlässigen Wohnen kommen – vom selbständigen zum betreuten Wohnen. Im Espenhof entstehen dank der gegenseitigen Gespräche auch Pflegewohngruppen. Diese waren im Siegerprojekt nicht vorgesehen. 

Wer betreut die Pflegewohngruppen?
Die GFA. Bei der Wahl des Personals hat qA Mitspracherecht. Dies wird in den gegenseitig zu unterzeichnenden Verträgen verankert sein. Im Letter of Intent ist diese Vereinbarung bereits enthalten. Geplant ist ebenfalls, das Personal auf die spezifischen Bedürfnisse der diversen queeren Menschen zu schulen. Auch dafür sind unsere Kenntnisse gefragt.

Ursprünglich hatte qA im Sinn, die Pflegewohngruppen der Firma Spectren/Almacasa zu übergeben. Warum ist dies nun nicht geschehen?
Für die Stadt Zürich kam das Betreiben der Pflegewohngruppen von einer privaten Firma aus juristischen Gründen nicht in Frage. Hätte die Stadt eine privatwirtschaftliche Firma beauftragen wollen, hätte sie zu diesem Zweck eine Ausschreibung lancieren müssen, was eine Bauverzögerung bedeutet hätte. Zudem wäre es nicht sicher gewesen, ob Spectren/Almacasa im Konkurrenzverfahren den Zuschlag erhalten hätte. Mit der Firma des qA-Mitgründers und ersten qA-Präsidenten Vincenzo Paolino hatte qA vor wenigen Jahren ein gegenseitiges Commitment unterschrieben – für eine spätere Zusammenarbeit, die auch eine Kündigung im gegenseitigen Einverständnis vorsah. Spectren/Almcasa hat deshalb bei diversen Projektarbeiten Entwicklungskosten übernommen; diese waren für das Weiterverfolgen von Immobilien auf privatwirtschaftlicher Ebene notwendig. qA hat mit der Vertragsauflösung seinen Anteil der Kosten übernommen, so wie es in der Vereinbarung vorgesehen war. Für aufgelaufene Kosten musste qA der Firma im August 2020 rund 13 000 Fr. zurückzahlen. Falls qA irgendwann auf privater Ebene eine weitere Liegenschaft mit Wohnungen und Pflegewohngruppen realisieren möchte, kann eine Zusammenarbeit mit Spectren/Almacasa wieder aufgenommen werden.

Besteht für queere Menschen, die viele Jahre in der Stadt Zürich gelebt haben und nun vielleicht erst seit kurzem ausserhalb der Stadt wohnen, auch Anrecht auf eine Wohnung im Espenhof?
Die Richtlinien der SAW sehen dies nicht vor.

Wer nicht in der Stadt Zürich wohnt, kann nicht im Espenhof wohnen. Was unternimmt qA für ihre Mitglieder ausserhalb der Stadt?
Mit einer Umfrage bei unseren Mitgliedern klären wir , ob das Bedürfnis für einen weiteren queeren Lebensort besteht, allenfalls in der Agglomeration der Stadt Zürich. Der qA-Vorstand wird in den nächsten Jahren für die Begleitung und später den Betrieb des Projekts «Espenhof – Wir leben Vielfalt!» ziemlich absorbiert sein – ebenso für die qA-Events und mit dem weiteren Ausbau der Caring Community. Je nach Resultat der Umfrage werden wir aktiv auf Mitglieder zugehen, die sich bereit erklären, sich für die Suche nach weiteren Immobilien zu engagieren. Der Vorstand ist bereit, mit seinem Know-how neue Projektgruppen zu unterstützen. Wenn anderswo ähnliche Vereine mit ähnlichem Ziel gegründet werden sollten, stellen wir unsere Erfahrungen gerne zur Verfügung. Vorstandsmitglieder wurden bereits von Gruppierungen in Bern und Basel kontaktiert. Im Herbst 2021 queerAltern Region Basel gegründet. Mit diesem neuen Verein tauschen wir uns aus.

Im Mai 2021 ist das Regenbogenhaus in die Siedlung Zollstrasse eingezogen. Warum hat sich qA nicht dort engagiert?
qA ist Mitglied des Vereins Regenbogenhaus. Ursprünglich hatte dieser ein ähnliches Projekt wie qA angestrebt. Es wurde in einer frühen Phase auch die Möglichkeit eines gemeinsamen Projekts besprochen. Doch das Regenbogenhaus ist im Laufe der Planung davon abgekommen, einen Lebensort für queere ältere Menschen zu verwirklichen – aus Mangel an geeigneten Liegenschaften. Nun hat der Verein Regenbogenhaus im Zollhaus der Genossenschaft Kalkbreite ein Begegnungszentrum für queere Menschen installiert, wobei dort auch verschiedene queere Organisationen ihren Sitz haben. Es besteht auch die Möglichkeit, temporär zusätzliche Räume für Veranstaltungen dazuzumieten. Davon können sämtliche Regenbogenhaus-Mitglieder profitieren, also auch qA. Die im Zollhaus entstandenen Wohnungen werden durch die Genossenschaft Kalkbreite bewirtschaftet, unabhängig vom Regenbogenhaus. Nebenbei: qA hat in einer frühen Planungsphase bei der Genossenschaft Kalkbreite angefragt, ob an der Zollstrasse der qA-Lebensort etabliert werden könne. Dies wurde jedoch abgelehnt. Auch weil insgesamt zu wenig Wohnungen zur Verfügung gestanden hätten.